Fälschung im Stil von Yun Shouping (1633–1690). Kleine Landschaft, Fächerblatt, Tusche auf Mika-Papier; Qing-Dynastie (1644–1912). (c) Museum für Asiatische Kunst, Staatliche Museen zu Berlin
Zürich.- Wer sich mit Kunst befasst, fragt sich früher oder später, ob die den in Museen, Galerien, Kunst- und Antiquitätenhandlungen ausgestellten Objekten Glauben wirklich Oroginale sind. Die chinesische Kultur zeichnet sich seit jeher durch besondere Wertschätzung des Überlieferten aus. Nachahmen, Kopieren und Reproduzieren zum Zwecke der Aneignung der Fertigkeiten der alten Meister spielten eine zentrale Rolle. Die Frage "echt oder falsch" wurde daher in China schon früh gestellt und nimmt in der kunsthistorischen Literatur breiten Raum ein.
Die gefälschte Skulptur eines Shuochangyong, einer chinesischen Gauklerfigur, die vorgibt, eine Grabbeigabe aus der Han-Dynastie (206 v. Chr. – 220 n. Chr.) zu sein, ist Anlass und Mittelpunkt der Ausstellung "Die Kunst des Fälschens". An ihrem Beispiel wird aufgedeckt, wie Fälschungen entstehen, mit welchen Methoden Fälscher (nicht nur) in Ostasien heute arbeiten und welche Möglichkeiten sich bieten, gefälschte Kunstobjekte als solche zu erkennen. Ergänzt wird die Berliner Gastausstellung um ein Supplement des Völkerkundemuseums: "Die Kunst des Verfälschens – Ethnologische Überlegungen mit Beispielen aus China".
"Authentisch" – dieser Begriff bestimmt unser Leben. Gekauftes, Erlebtes, Gesehenes muss echt sein oder wenigstens die Aura des Authentischen an sich haben. Ethnologen interessieren sich für die gesellschaftliche Konstruktion von Echtheit. In Wirklichkeit fand und findet dabei – das beschäftigt heute die "Ethnologie der Authentizität" – überall auf der Welt ein Aushandeln von sozialer und technischer Könnerschaft statt. Jede bewusste Veränderung vom Original zur Replik ist bedeutsam. Wir nähern uns dem Thema "Die Kunst des Verfälschens" – ebenfalls mit Bezug auf China – anhand von drei Themen. Am Beispiel der Terrakotta-Armee des ersten chinesischen Kaisers geht es um Verfälschen als Verzerren. Am Beispiel von Hali Bote, dem chinesischen Harry Potter, geht es um Verfälschen als Verhandlungsangebot. Im Fall der aktuellen subversiven chinesischen Shanzhai-Bewegung geht es um Verfälschen als Zeichensetzen.
Die vom Museum für Asiatische Kunst, Berlin, übernommene Ausstellung zeigt anhand von Authentizitätsuntersuchungen auf, wie raffiniert sich Fälscher und Materialwissenschaftler gegenseitig im Wettlauf nach Echtheitsmerkmalen bzw. -bestätigungen zu steigern imstande sind. Die sich mit hochkarätigen chinesischen Antiquitäten befassende Berliner Ausstellung wird um eine kleine Abteilung zur Bedeutung von "echt" und "falsch" aus ethnologischer Perspektive ergänzt – mit Beispielen aus China.
Publikationen
Veit, Willibald u. Bernegg, Juliane u. Goedicke, Christian u. Neunteufel, Robert: Die Kunst des Fälschens – untersucht und aufgedeckt. Museum für Asiatische Kunst, Staatliche Museen zu Berlin 2007, ISBN 978-3-88609-608-4
Flitsch, Mareile u. Isler, Andreas u. Henningsen, Lena u. Wu, Xiujie: Die Kunst des Verfälschens – Ethnologische Überlegungen zum Thema Authentizität. Broschüre des Völkerkundemuseums der Universität Zürich, Januar 2010
Die Kunst des Fälschens
untersucht und aufgedeckt
29. Januar bis 30. Mai 2010
Völkerkundemuseum der Universität Zürich
Pelikanstrasse 40
8003 Zürich
0041 (0)1 634 90 11
musethno@vmz.unizh.ch
http://www.musethno.unizh.ch
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 10 – 13, 14 – 17 Uhr, Samstag 14 - 17 Uhr, Sonntag 11 – 17 Uhr
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