Ida Gut; manto, CH, 1998. Aus verschiedenen Papier- und Vlies-Lagen geklebt. Photo: © Urs Wyss
Zürich.- Seit Jahrhunderten wird in den verschiedensten Kulturen in der Mode Papier genutzt. Das Phänomen, das trotz seiner langen Geschichte nur einem Fachpublikum bekannt ist, wird in der Ausstellung Pap(i)er Fashion im Museum Bellerive in Zürich – in Zusammenarbeit mit der ATOPOS Cultural Ogranization, Athens – einem breiten Publikum näher gebracht. Ausgehend von der einzigartigen ATOPOS-Sammlung von Kleidern aus den 1960er-Jahren, zeigt die Ausstellung die Verwendung von Papier und papierähnlichen Materialien sowohl in der Vergangenheit als auch in der aktuellen Mod
Das amerikanische Papierunternehmen Scott Paper Companie bracht 1966 erstmals ein Einwegpapierkleid auf den Markt. Zuerst als Werbegag gedacht, entwickelte sich die Idee innert kürzester Zeit zu einem Hype in den Vereinigten Staaten und in Europa. Papierkleider mit knalligen Mustern oder psychedelischen Aufdrucken wurden als Werbematerial für die unterschiedlichsten Bedürfnisse eingesetzt. Von der Pop-Art über das politische Manifest bis hin zu poetischen Texten und Kindercartoons war alles möglich und wurde mit Begeisterung getragen.
Die Empfindlichkeit des Materials verlangte von der Textilindustrie neue Ideen zu alternativen Materialien im Papierlook. Tyvek, ein aus gepressten Kunststofffasern entwickelter Stoff, war die Antwort darauf. Dieses neue, ungewebte Material entsprach den Bedürfnissen der Zeit. Wurde das Papierkleid gezielt für die damalige Wegwerfgesellschaft entwickelt, verschwand es mit dem Aufkommen des ökologischen Bewusstseins der Konsumenten genauso schnell, wie es gekommen war.
Die Tradition der Papierbearbeitung im Bereich der Bekleidung gab es in China und Japan schon seit Jahrhunderten – die westlichen Kulturen kennen Papier als Bekleidungsstoff erst seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts als Alternative für Textil. Wirtschaftskrisen und Kriegszeiten zwangen viele, Ersatz für Textilien zu suchen. Papier war dank seiner Festigkeit und Dämmqualitäten eines der Materialien, die vielfach eingesetzt wurden.
Papierkleidung und Accessoires verschwanden nach den 60er-Jahren für einige Jahrzehnte aus dem Bereich der Bekleidungsindustrie. Heute spielt Papier in der Mode wieder eine wichtige Rolle. DesignerInnen experimentieren mit diesem leicht formbaren, vielseitig verwendbaren Material. Pap(i)er Fashion zeigt anhand von seltenen japanischen und chinesischen Bekleidungsstücken, einer Vielzahl der Wegwerfkleider aus den 60er-Jahren und Kreationen von über 40 zeitgenössischen DesignerInnen und ModeschöpferInnen wie A. F.Vandenvorst, Walter van Beirendonck, Dirk van Saene, Ida Gut, Jum Nakao und Issey Miyake eine faszinierende Facette eines uralten Werkstoffs.
ATOPOS Cultural Organization, Athens, besitzt die weltweit grösste Sammlung von über 400 Papierkleidern der 60er-Jahre sowie zahlreiche Papierobjekte aus den verschiedensten Kulturen und Zeiten. In der Ausstellung wird ein wesentlicher Teil dieser Sammlung gezeigt.
Öffnungszeiten: Di bis So 10 - 17 Uhr, Donnerstag 10 – 20 Uhr, Montag geschlossen
Pap(i)er Fashion
30. April bis 1. August 2010
Museum Bellerive
Höschgasse 3
CH - 8008 Zürich
0041 (0)43 4464-469
info@hgkz.ch
http://www.museum-bellerive.ch