Montag, 17. Mai 2010

Über Sparten hinweg - ein Jahrhundert Theater Freiburg

Bild: Das Team des Theaters Freiburg

Freiburg.-
Im letzten Drittel der laufenden Spielzeit 2009/10 kann das Theater Freiburg auf eine Vielzahl erfolgreicher Produktionen zurückblicken. »Oberon«, »Tosca« oder »Le Grand Macabre« auf Seiten der Opernsparte, »Buddenbrooks« und »Die Kontrakte des Kaufmanns« im Schauspiel sowie »Hochstapler und Falschspieler« von pvc Tanz Freiburg Heidelberg begeisterten das Publikum. Stetig wachsenden Erfolg verzeichnet das Junge Theater mit einer Vielzahl an Kinder- und Jugend-projekten, zu denen sich ab Juni mit der Premiere von »Der Rap des Nibelungen« noch eine sehr besondere Musiktheaterproduktion im Großen Haus gesellt. Das ist das Fazit der Medienkonferenz mit Rück- und Ausblicken auf die nächste Spielzeit.

Intendantin Barbara Mundel: »Durch unsere spartenübergreifenden Inszenierungen und die vielen gemeinsamen Schaffensprozesse von Theaterprofis und Menschen aus anderen Bereichen – ob Wissenschaftlern oder Jugendlichen – entstehen immer wieder neue Synergien. Wir freuen uns über ein offenes Publikum, das Lust hat auf kreative Experimente mit überraschendem Ausgang und das es zu schätzen weiß, wie wir uns langfristig mit gesellschaftlich relevanten Themen auseinandersetzen. Das 100. Jubiläum des Theaters soll nicht nur eine Rückschau sein, sondern dient uns vielmehr als starker Impuls, weiterhin aktuelle Zukunftsfragen mit theatralen Mitteln zu hinterfragen und zu erforschen.«

Die Spielzeit 2010/11: Mit einem großen Ereignis startet die neue Spielzeit schon Ende September: Das Opernensemble und das Philharmonische Orchester Freiburg stemmen Richard Wagners »Der Ring des Nibelungen«.

Ein Wochenende voller Jubiläumsfeierlichkeiten beginnt am 8. Oktober mit einem Projekt der Tanzsparte pvc im Freiburger Stadtteil Haslach, setzt sich mit Premieren und Vorträgen fort und mündet am 10. Oktober in die »Villa Global«, ein gemeinsam mit anderen Freiburger Gruppen veranstaltetes Kunstprojekt, ein Haus der Kulturen der Welt.

Im Oktober 2010 erscheint im Rombach-Verlag ein Buch zum Jubiläum des Theater Freiburg. Zudem eröffnet in Kooperation mit der Freien Hochschule Freiburg eine virtuelle Ausstellung, in der die Geschichte des Theater Freiburg anschaulich aufbereitet wird.

Einen Überblick über die wichtigsten Produktionen finden Sie auf den folgenden Seiten und im Anhang, alle Details in unseren neuen Spielzeitheften, die ich Ihnen auf Anfrage gerne zuschicke.

Spielplan Oper:

Endlich ist »Der Ring des Nibelungen« komplett – im September und im Januar kann das Publikum Wagners Monumentalwerk im Zyklus erleben. Das Musiktheater-Ensemble und das Philharmonische Orchester stellen sich bereits den unterschiedlichsten neuen Herausforderungen:

Humperdincks Oper »Hänsel und Gretel« erzählt in der Regie von Thalia Schuster vom naiven Wünschen und der trotzigen Selbstbehauptung der von vielfältigen Gräueln bedrohten kindlichen Helden.

Um ein Künstlerleben und um Kunst als Machtinstrument geht es in Francesco Cileas Oper »Adriana Lecouvreur« – eine Schauspielerin als Mittelpunkt im Politkrimi, inszeniert von Joan Anton Rechi.

Calixto Bieito, der zuletzt mit »Le Grand Macabre« Aufsehen in Freiburg erregte, nimmt sich nun Mauricio Kagels Liederoper »Aus Deutschland« vor, eine Reflexion über die deutsche Romantik.

Von romantischer Liebe zu tiefem Hass, von unbändiger Freude zu tödlicher Verzweiflung entwickelt sich die Gefühlswelt der Figuren in Verdis auf Shakespeare basierender Oper »Otello« (Regie: Eva-Maria Höckmayr).

Ob der Tod hingegen etwas anderes als ein schreckliches Ende, nämlich eine lustvolle Befreiung sein kann, untersuchen die Regisseure Martin Miotk und Dominik Wagner mit »Orpheus in der Unterwelt« nach Offenbach.


Spielplan Schauspiel:

Mit Uli Jäckles Theaterprojekt zum Verschwinden der Arbeit feiert das Theater Freiburg schon am 18.9. die erste Premiere der Spielzeit im Schwarzwaldort St. Georgen: »Die große Pause« spielt im ehemaligen Uhrenbetrieb Staiger.

Wie weit geht der Mensch für Geld? Christoph Frick setzt sich in »Der Besuch der alten Dame« mit dieser Frage auseinander.

Zwei neue Stücke, Andreas Liebmanns »Mein prähistorisches Hirn« und Thomas Krupas »Als wir Menschen waren«, kreisen um Themen, die auch in den vergangenen Spielzeiten schon viel Theater-Energie freisetzten: um den Fortschritt der Medizin und die Verbesserung des menschlichen Gehirns.

Einen deutsch-türkischen Theaterbasar eröffnet das »Cabinet«, für das türkische und deutsche Künstler über die Ikonen des jeweils anderen Landes recherchiert haben – ein Ergebnis der aufregenden Theaterpartnerschaft zwischen Freiburg und Istanbul.

Elfriede Jelinek ist nach »Die Kontrakte des Kaufmanns« wieder im Spielplan vertreten: Verdrängung und Schuld sind Thema in »Rechnitz (Der Würgeengel)« in der Regie von Marcus Lobbes.

Theresia Walsers neues Stück »Der Fall Acosta«, das die Auswirkungen eines immer härter werdenden Marktes auf das menschliche Miteinander beleuchtet, wird am Theater Freiburg uraufgeführt.

René Pollesch kommt nach Freiburg und nennt sein Auftragswerk »Was du auch machst, mach es nicht selbst« – Herkunft, Abstammung, was bedeutet das eigentlich?

Der israelische Regisseur Avishai Milstein, dessen Inszenierung von »Die Banalität der Liebe« gerade höchst erfolgreich im Kleinen Haus gastierte, wird Shakespeares »Der Kaufmann von Venedig« als Kooperation mit dem Beit Lessin Theater in Tel Aviv und dem Jerusalem Festival auf die Freiburger Bühne bringen. Israelische und deutsche Schauspieler gehen der Frage nach, in welcher Relation unsere Kulturen heute zueinander stehen.

Vor 30 Jahren wurde eine Partei gegründet, die heute fest im politischen Spektrum verankert ist: »Die Grünen«. Jarg Pataki und Viola Hasselberg nähern sich diesem Phänomen im gleichnamigen Stück an.

Im Zeichen der Puppen steht die Kammerbühne in der nächsten Spielzeit. »Sexmission«, »Käthchen, mein Mädchen« oder »Amphitryon-Projekt« heißen die Stücke, in denen Theatermacher verschiedenster Provenienz diesen magischen Wesen Leben einhauchen und teils sehr bekannte Geschichten neu und überraschend erzählen.


Spielplan Tanz:

»Haslach 2010 – Deine Heimat!« ruft pvc in der Begegnung mit dem Stadtteil jenseits der Bahngleise. Tänzer und Choreographen nehmen die Bewohner und das Publikum gleichermaßen mit auf einen Rundgang, der neue Sichtweisen eröffnet.

Die Vergangenheit liegt in Trümmern, doch was sieht der »Engel der Verzweiflung«, wenn Regisseur und Choreograph Joachim Schloemer ihn in die Zukunft blicken lässt?

Des Weiteren freut sich pvc ungemein auf die enger werdende Zusammenarbeit mit dem australischen Tänzer und Choreographen Gavin Webber, der mit »Little Pig« und »Foodchain« gleich zwei Tanzstücke zeigen wird.

Unter dem Stichwort »Kammerflimmern« vereinnahmt pvc im Mai 2011 die Kammerbühne und zeigt sich in allen tänzerischen Facetten.


Spielplan Junges Theater:

In Zusammenarbeit mit pvc bietet das Junge Theater in der Spielzeit 2010/11 mehrere Tanzprojekte an, beispielsweise »Cinderella« (12+).

Als Kinderstück im Großen Haus feiert im Herbst eine der wohl berühmtesten Kindergeschichten Premiere: »Das Märchen von Hänsel und Gretel« (5+) nach den Gebrüdern Grimm. Und wegen des großen Erfolgs wird auch »Die kleine Hexe« wieder in den Spielplan aufgenommen.

Der Kinderchor des Theater Freiburg nimmt der furchteinflößenden Fee in der Kinderoper »Henrietta und die Feuerfee« (8+) ganz bestimmt ihren Schrecken.

Ein eindeutiger Titel für ein komplexes Thema: Im Theaterprojekt »Sex« (15+) gehen die Teilnehmer den ewigen Fragen um Liebe und Körperkontakt auf den Grund.

Virtuelle Welten sind die theatrale Spielwiese für die »Myspace Invaders« (12+) zwischen 12 und 30 Jahren, während es in »Schwarzwaldmädel reloaded« (12+) um das Hinterfragen der ganz konkreten Heimat geht, der Schwarzwald-Region.

»Koma« (15+) rückwärts gelesen heißt Amok – mit möglichen Ursachen für eine solch unbegreifliche Tat werden sich Freiburger Schüler in diesem Theaterprojekt beschäftigen.

Neben diesen Stücken gibt es wieder ein vielfältiges Angebot zum Mitmachen für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene.

www.theater.freiburg.de

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