Zürich.- Die Kunsthalle Zürich hat Dominique Gonzalez-Foerster eingeladen, im Erdgeschoss des Museum Bärengasse einen Bereich des Verweilens einzurichten. In Zusammenarbeit mit Tristan Bera (geboren 1984, lebt und arbeitet in Paris) entstand so ein vielfältiger Ort mit einer sich kontinuierlich erweiternden Bibliothek, Filmen und Vitrinen, der sich immer wieder neuem Gebrauch öffnet und in wechselnden Kapiteln ein fiktives und reales Programm präsentiert. An das Foyer eines kleinen Clubkinos erinnernd, aber auch an eine häusliche Szenerie à la Godard (Une femme mariée, 1964) und mit einem Projektionsraum für vielfältige Dokumente ausgestattet, dient HUMAN VALLEY ein Jahr lang als Bühne für hybride Präsentationen von Themen im Grenzbereich. Es ist ein kollektiver und organischer Prozess, jederzeit offen für neue Begegnungen… Von Januar 2011 bis Frühjahr 2012 präsentiert die Kunsthalle Zürich ihr Ausstellungs- und Veranstaltungsprogramm im gewohnten Rhythmus in den Räumlichkeiten des Museum Bärengasse, Bärengasse 20-22, 8001 Zürich.
Die französische Künstlerin Dominique Gonzalez-Foerster (geboren 1965, lebt und arbeitet in Paris) ist durch ihre Filmprojekte, Fotografien, Raumensembles, Kollaborationen mit anderen Künstlern, Szenographien und Displaysituationen bekannt geworden. Ihre reduzierten Rauminstallationen beschreiben bestimmte Momente, schaffen über Erinnerungen und Projektionen Atmosphären und lassen transitorische Orte entstehen. Das Verhältnis des Individuums zu seiner „Umgebung“ – zwischen dem örtlichen und geistigen „Innen“ und dem „Aussen“ –, steht dabei im Zentrum.
Das Projekt beginnt mit «Balzac Nouvelle Vague» beziehungsweise der Frage, in welchem Mass die französische Nouvelle Vague von Balzacs Ambition beeinflusst war, jede literarische Fiktion lebensecht zu gestalten. Etwa im Fall von Eric Rohmer, der den Aufbau seiner Filmzyklen an Balzacs Comédie humaine anlehnte, oder in Jacques Demys von Film zu Film immer wieder auftauchenden gleichen Protagonisten, einer literarischen Erfindung Balzacs, oder bei François Truffaut, dessen Hauptfiguren von Balzac besessen sind, von Antoine Doinel in Les 400 coups (1959) bis zu Pierre Lachenay in La peau douce (1964), einschliesslich Jean-Paul Belmondo, der in La sirène du Mississippi (1969) Balzacs La peau de chagrin (1831) liest, oder Delphine Seyrig, die Madame de Mortsauf aus Le Lys dans la vallée (1835) zitiert, ein Werk, das Godard 1966 ebenfalls verfilmen wollte, aber auch im Fall von Jacques Rivette, der vier Romane von Balzac verfilmt hat.
Obwohl er vielen als verstaubter klassischer Autor nicht enden wollender langweiliger Beschreibungen gilt, ist Honoré de Balzac der Erfinder eines unerhörten optischen Systems, das mit unendlich vielen Charakteren arbeitet und diese als Haupt- oder als Nebenfiguren seines panoramischen Romanzyklus in Szene setzt. Unter anderen literarischen Entdeckungen, erfand Balzac
auch Elemente wie Vorgeschichte, Fortsetzung und Nebenhandlung. Einige seiner literarischen Figuren, wie La femme de trente ans, La Torpille oder Eugène de Rastignac, sind zu Archetypen der Sozialwissenschaft geworden und in Brasilien bezeichnet man eine Vierzigjährige noch heute als eine „Balzaquiana“. Auch sein weniger berühmtes, düster-fantastisches Werk übte einen grossen Einfluss aus, zunächst auf die Gattung des dekadenten Romans und danach auf den modernen Roman Noir. Und wie Godard sagt: „Wir reden immerzu von einem alten Film, aber niemals von einem alten Balzac-Roman…“
Im Rahmen von HUMAN VALLEY im Museum Bärengasse präsentieren Dominique Gonzalez-Foerster und Tristan Bera – wie unermüdliche Detektive oder eine Combo aus leidenschaftlichen Lesern und Kinogängern – ihre Untersuchung über die anregenden Verbindungen zwischen Balzac und der Nouvelle Vague. Im Zusammenhang mit der Präsentation des ersten Kapitels von HUMAN
VALLEY wird es auch eine Lesung von Catherine Millet (im Herbst 2011) und diverse Filmvorführungen geben – weitere Informationen auf www.humanvalley.ch.
Nach «Balzac Nouvelle Vague» wird HUMAN VALLEY Gäste einladen, ihre eigene grenzwertige Forschungsarbeit vorzustellen.
Am Sonntag, 12. Juni, präsentiert HUMAN VALLEY eine Reihe neuer Fanzines von:
Jean-Michel Wicker
Pablo Leon de la Barra
Jean-Max Colard
Gisele Vienne & Dennis Cooper
Philippe Rahm
Dominique Gonzalez-Foerster & Tristan Bera
Aktuelle Hinweise auf www.kunsthallezurich.ch
Öffentliche Führungen:
SONNTAGSFÜHRUNGEN, 14 Uhr: 26.6. (Rahel Blättler) / 17.7. (RB) / 14.8. (RB)
LUNCHFÜHRUNGEN, Mittwoch, 12.30 Uhr: 6.7. (RB) / 10.8. (RB)
ABENDFÜHRUNGEN, Donnerstag, 18.30 Uhr: 30.6. (RB) / 14.7. (RB)
Öffnungszeiten:
DI/MI/FR 12–18 UHR, DO 12–20 UHR, SA/SO 11–17 UHR, MO GESCHLOSSEN, FEIERTAGE: PFINGSTMONTAG 10–17 UHR,
Kunsthalle Zürich
Limmatstrasse 270
CH-8005 Zürich
Tel: +41 (0) 44 272 15 15
Fax: +41 (0) 44 272 18 88
info@kunsthallezurich.ch
Allerlei Zweifel in der Eifel
Wer noch immer glaubt, Liebe und Mordlust haben nichts miteinander zu tun, wird vom Leben manchmal eines Besseren belehrt. Und wenn dann auc...
-
Robert Schneider, 100 Frauen, 2008. Quelle: Kulturamt Waldshut B onndorf.- „Die Ausstellung „Robert Schneider: Mit einem schwarzen Pinsel...
-
3land.- Dieses Mal geht es ohne lange Vorrede direkt zu den 3land-Termintipps. Aber halt. Zunächst wollen wir von der Redaktion Ihnen auf j...
-
Bildlegende:Emil Nolde, Herbstmeer XI, 1910 Öl auf Leinwand, 70 x 89,5 cm Kunsthaus Zürich © 2009 Stiftung Seebüll Ada und Emil Nolde Zürich...