Meute (Pack), 2003-2006. Mixed Media; Foto: Peter Mallet
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Die Arbeiten von Jochem Hendricks sind verspielt, sensibel und zugleich provokativ. Während sie auf einer ästhetischen Ebene häufig sehr einnehmend sind, zerstören ihre in zunehmendem Masse komplexen Zusammenhänge auf subtile Weise die Systeme und Bezüge, die wir gerne als gegeben annehmen. Künstler sind traditionellerweise Meister des Kunstgriffs und der Illusion. Die Art und Weise wie Hendricks mit dieser Tradition umgeht, eröffnet einen grossen Interpretationsspielraum. Wie viele andere Konzeptkünstler auch ermutigt er uns, unsere Sicht der Welt zu hinterfragen und offen zu bleiben, aber angesichts von Alltagserfahrungen einen gewissen gesunden Zynismus zu entwickeln.
Für eine Serie durchlöcherter Platten mit dem Titel «Concetti» (2007–2009) hat er Messing, Kupfer, Aluminium und Leinwand verwendet. Diese Arbeiten beziehen sich eindeutig auf die bekannte Serie geschlitzter und durchstochener Leinwände von Lucio Fontana, die dieser ab 1949 produziert hatte und mit denen er die reine Abstraktion der Moderne thematisierte sowie die Flachheit der Leinwand und die Autonomie des Kunstobjekts. Hendricks hat für seine Arbeiten Schusswaffen verwendet und hinterfragt auf diese Weise direkt Vorstellungen von Schönheit und Reinheit und bringt die Ebene von Gewalt und Drama ins Spiel.
Jochem Hendricks arbeitet mit vielen unterschiedlichen Medien, einschliesslich Skulptur, Film, Installation und zuletzt auch Malerei. Die Objekte selbst sind jedoch ohne ihre durchdachten und oft komplexen Hintergrundgeschichten unvollständig. «Linker Verteidiger, rechtes Bein» (2002–2005) besteht aus einem künstlichen Diamant, der auf einem schwarzen und mit Tabak ausgestopften Samtkissen angebracht ist. Wir werden informiert, dass der Verlust des Beines auf eine mit dem Rauchen in Zusammenhang stehende Krankheit zurückzuführen ist. Wir erfahren, dass der Künstler informell und illegal mit zwei ehemaligen sowjetischen Institutionen zusammengearbeitet hat und dass vor einem Hintergrund von Kriminalität, List sowie sozialer, politischer und ethischer Spannungen in jedes Projekt eine Reihe von Mittelsmännern eingebunden war.
Überdies hat Hendricks im Hinblick auf das Thema Steuern die Grenzen von Ethik und Legalität auf die Probe gestellt. Auf ziemlich geniale Weise hat er einen «Luxus Avatar» (von 2009 an) geschaffen, eine lebensgrosse Kunststoffreplik des Körpers des Künstlers auf der Basis von Daten eines 3D-Scans. Dem Avatar ist eine parallele luxuriöse Existenz zu der des Künstlers vergönnt, er trägt Designerkleidung und Accessoires, die vollständig durch Steuerzahlungen finanziert werden.
In einer Reihe von Fotos und Projektionen mit dem Titel «Crime – Terror – Riots» (2011), hat Hendricks mit Magdalena Kopp, einer Fotografin, zusammengearbeitet, die als Mitglied der Revolutionären Zellen zum internationalen Terrorismus gehörte. Kopp hat Bilder abgezogen, die offensichtlich aus Polizeiarchiven stammen. Die Arbeiten sind sehr überzeugend, sowohl als dokumentarischer Beleg einer kriminellen Handlung wie auch als altmodische Fotos. Es wäre schwierig, sie als raffinierten Schwindel zu disqualifizieren.
Öffnungszeiten: Di, Do und Fr 12 - 18 Uhr, Mittwoch 12 - 20 Uhr, Sa und So 11 - 18 Uhr
Visionäre Sammlung Vol. 19: Jochem Hendricks
27. September bis 18. November 2012
Eröffnung: 26. September 2012, 18 Uhr
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