Basel.- Den Auftakt zur stolzen Reihe der sechs Sinfoniekonzerte Klassik der Allgemeinen Musikgesellschaft Basel (AMG) machen zwei Interpreten aus Frankreich. Mit dem einheimischen, doch weitgereisten Kammerorchester Basel bringen sie aus dem französischen Repertoire zwei bekannte Ravel-Kompositionen und eine fast unbekannte Trouvaille von Dubois zu Gehör, ergänzt durch Schumanns Vierte (eigentlich: Zweite) Sinfonie in ihrer selten zu hörenden Erstfassung von 1841.
Jérémie Rohrer wusste im vergangenen Herbst das Basler Publikum mit einer eindrücklichen Darbietung von Brahms‘ sperriger Dritten Sinfonie zu begeistern. Dabei steht der junge Orchesterleiter aus Paris vor allem (aber eben nicht nur!) im Ruf eines Musikers, der die grossen Mozart-Opern auf sehr lebendige Weise zu vermitteln weiss. Mit dem von Rohrer mitbegründeten Ensemble Le Cercle de l’Harmonie lud man ihn zu bedeutsamen Operninszenierungen nach Paris und Aix-en-Provence ein. Verlockende Projekte verbinden Rohrer heute mit der Wiener Staatsoper und dem berühmten Glyndebourne Festival.
Jean-Yves Thibaudet, bereits als 15-Jähriger mit einem Premier Prix des Pariser Conservatoire National Supérieur bedacht, verfügt über ungewöhnliche pianistische Fertigkeiten und funkelnden Esprit. Mit Gesamtaufnahmen von Satie, Debussy und Ravel konnte er sich einen klangvollen Namen erringen. Man muss den 1961 in Lyon geborenen Sohn deutsch-französischer Eltern einmal mit Ravels halsbrecherischen Husarenstücken aus des Klavierzyklus Gaspard de la Nuit gehört haben, um sich ein Bild von seinen stupenden Fähigkeiten zu machen.
Zum Kammerorchester Basel: Gegründet 1984 von Absolventen verschiedener Schweizer Musikhochschulen, gehören heute Einladungen zu den wichtigsten Konzertorten und Festivals der europäischen Klassikszene für das Orchester ebenso in die Agenda wie die eigenen Basler Reihen (Konzerte, Extrakonzerte, Familienkonzert und Education Projekt). Mit dem aktuellen Programm reist das „KOB“ überdies nach Locarno, Visp, Fribourg, Vaduz und La Chaux-de-Fonds.
Pavane zum Gedenken an eine verstorbene Prinzessin – dieser klangvolle Werktitel meint nicht einen düsteren Trauermarsch zu Ehren einer bestimmten verstorbenen Prinzessin. Vielmehr schuf Ravel ein zwar melancholisches, doch von schwebender Anmut und hellen Farben erfülltes Tanzstück für eine nur in seiner Phantasie existierende Märchenprinzessin.
Ein brillantes Divertissement im klassizistischen Geist sollte das Klavierkonzert G-Dur sein, wobei Ravel gezielt an Vorbilder wie Mozart und Saint-Saëns dachte, alles Impressionistische mied und stattdessen hier und dort modische Jazz-Anklänge à la Gershwin einbezog. Dubois, Organist an großen Pariser Kirchen, schrieb auch fünf Opern, zwei Oratorien, Messen und Kammermusik – Werke, die heute nach Jahren geringer Beachtung wieder ganz allmählich in die Konzertsäle zurückkehren.
Den Hörer der Erstfassung der Sinfonie Nr. 4 erwartet keineswegs eine „neue“ Schumann-Sinfonie, doch immerhin eine reizvolle Variante. Als sich Nikolaus Harnoncourt bei seiner Einspielung der Sinfonien für die erste statt der üblichen zweiten Fassung entschied, lautete sein Argument:
Die erste Fassung ist die des Erfinders, aus dem Moment des Erfindens heraus.
AMG SINFONIEKONZERTE KLASSIK
Mo 22.10.2012 19.30 Musiksaal, Stadtcasino
Jérémie Rohrer, Leitung
Jean-Yves Thibaudet, Klavier
Kammerorchester Basel
Maurice Ravel: «Pavane pour une infante défunte»
Maurice Ravel: Klavierkonzert G-Dur
Théodore Dubois: Ouverture Symphonique c-Moll
Robert Schumann: Sinfonie Nr. 4 op. 120 (Erstfassung 1841)
Vorverkauf: Konzertgesellschaft Tickets, Steinenberg 14 (Stadtcasino), 4051 Basel
Tel. +41 (0)61 273 73 73, und über www.konzerte-basel.ch
Die nächsten AMG-Konzerte:
So 28.10.2012 11.00 Musiksaal, Stadtcasino
Robin Peter Müller, Violine & Leitung
Anastasia Voltchok, Klavier
La Folia Barockorchester
Vivaldi, Bach, Geminiani
Mi 14.11.2012 19.30 Musiksaal, Stadtcasino
Academy of St Martin in the Fields
Murray Perahia, Klavier & Leitung
Beethoven, Haydn
Allerlei Zweifel in der Eifel
Wer noch immer glaubt, Liebe und Mordlust haben nichts miteinander zu tun, wird vom Leben manchmal eines Besseren belehrt. Und wenn dann auc...
-
3land.- Dieses Mal geht es ohne lange Vorrede direkt zu den 3land-Termintipps. Aber halt. Zunächst wollen wir von der Redaktion Ihnen auf j...
-
Robert Schneider, 100 Frauen, 2008. Quelle: Kulturamt Waldshut B onndorf.- „Die Ausstellung „Robert Schneider: Mit einem schwarzen Pinsel...
-
Bildlegende:Emil Nolde, Herbstmeer XI, 1910 Öl auf Leinwand, 70 x 89,5 cm Kunsthaus Zürich © 2009 Stiftung Seebüll Ada und Emil Nolde Zürich...