Bild: Tannhäuser, II. Aufzug; Sängerhalle, Bühnenbildentwurf von Karl Moos (1924/25) Zürich, Stadttheater, 1925. Schweizerische Theatersammlung, Bern |
Komponist Richard Wagner (1813-1888) verbrachte neun künstlerisch produktive Jahre in Zürich – von 1849 bis 1858. Dort verfasste er nicht nur die sogenannten Züricher Kunstschriften und die Programmschrift «Ein Theater in Zürich», es entstanden auch grosse Teile des «Ring des Nibelungen», von «Tristan und Isolde» und der Prosaentwurf zu «Parsifal». Wagner dirigierte zahlreiche Konzerte und Opern, darunter seinen «Fliegenden Holländer» und «Tannhäuser». Internationales Aufsehen erregten die Mai-Konzerte von 1853 mit eigenen Kompositionen, die als Vorläufer der Festspiele in Bayreuth und Zürich gelten.
Der Leidenschaft des seit 1875 in Zürich wirkenden Kapellmeisters Lothar Kempter war es zu verdanken, dass am neuen Stadttheater (Eröffnung 1891 mit «Lohengrin») der Bayreuther Meister den Spielplan in einem heute kaum mehr vorstellbaren Ausmass beherrschte. Höhepunkte der Wagner-Manie waren die zyklischen Aufführungen seiner Werke und 1913 die erste legale Aufführung des «Parsifal» nach Ablauf der 30-jährigen Schutzfrist. Bei der von Adolphe François Appia (1862-1928), dem Bühnenbildner und Szenenreformer aus Genf, sowie dem britischen Bühnenbildner und Regisseur Edward Gordon Craig (1872-1966) propagierten Ablösung der Kulissenbühne des 19. Jahrhunderts durch die plastische Raumbühne, spielte das Stadttheater mit dem Bühnenbildner Albert Isler eine wichtige Rolle. Auch wurden bildende Künstler für die Ausstattung beigezogen wie Gustav Gamper, Karl Moos und Otto Baumberger sowie die Projektionskünstlerin Nina Tokumbet. Der vom Bauhaus kommende Roman Clemens war von 1932 bis 1943 Ausstattungsleiter.
Ausstellung mit Vorspiel
Die «Theaterkunstausstellung» im Kunsthaus gibt erstmals einen Überblick über 150 Jahre Wagner-Aufführungen – von 1852 bis ins Jahr 2002, wo Bob Wilsons Dekore weltweit für Staunen sorgen. Die Zeichnungen, Aquarelle, Szenenfotos, Programmzettel und Bühnenbild-Modelle stammen aus der Schweizerischen Theatersammlung Bern, dem Stadtarchiv Zürich, der Zentralbibliothek Zürich und der Studienbibliothek Winterthur.
Die Präsentation, eingerichtet von Gastkurator Christian Bührle, ist chronologisch geordnet. Wie in einer Wagner-Oper folgen auf ein «Vorspiel» drei «Aufzüge». Sie veranschaulichen die Stilentwicklung und dokumentieren herausragende Inszenierungen mit kaum bekanntem Bildmaterial. Durch eine dunkelgraue Eingangswand (Vorspiel) betritt der Besucher den grün gehaltenen ersten Raum. Er schreitet an «Rienzi», dem «Fliegenden Holländer», «Tannhäuser», den «Meistersingern von Nürnberg» und «Tristan und Isolde» vorbei, hinein in einen unheilvoll rotschwarzen Raum («Der Ring des Nibelungen»), bevor er bei den Produktionen von «Lohengrin» und «Parsifal» landet, deren Zeugnisse auf überirdisch hellblau leuchtenden Wänden hängen.
Das Kunsthaus ist der ideale Ort für diese temporäre Hommage an bildende Künstler wie Gustav Gamper, Otto Baumberger und Roman Clemens, die auch für das Theater arbeiteten. In der Sammlung des Kunsthauses befinden sich nicht nur zahlreiche Gemälde und Arbeiten auf Papier des Künstlers und Bühnenbildners Otto Baumberger – Plakatentwürfe, gesellschaftskritische Skizzen und Porträts – sondern auch einzelne Landschaftsskizzen von Gustav Gamper sowie Gemälde von Roman Clemens.
Bis 16 Jahre und mittwochs gratis.
Öffungszeiten: Sa/So/Di 10–18 Uhr, Mi/Do/Fr 10–20 Uhr
«Walküren über Zürich. 150 Jahre Wagner-Aufführungen in Zürich»
24. Mai bis 18. August 2013
Kunsthaus Zürich,
Heimplatz 1,
CH–8001 Zürich
Tel.: +41 (0)44 253 84 84,
www.kunsthaus.ch