Dienstag, 30. April 2013

Da ist Rhythmus drin


Dara Friedman: Dancer, 2011. Super 16 mm Film transferiert auf HD, schwarz-weiss, Ton, 25'; Courtesy die Künstlerin und Gavin Brown's enterprise, New York
Aarau.- Das Aargauer Kunsthaus präsentiert ab dem 17. Mai eine Aussltellung voller Takt:  «Rhyhtm in it. Vom Rhythmus in der Gegenwartskunst» ist eine umfangreiche internationale Gruppenausstellung zu einem zentralen Thema in der Kunst. Die Schau bietet einen anregenden und überraschenden Einblick in die faszinierenden Facetten des Rhythmus und zeigt Werke von 37 Kunstschaffenden aus den Bereichen Malerei, Fotografie, Zeichnung, Video, Skulptur und Installation.

Rhythmen prägen unser Leben auf vielfältigste Weise: Atem, Puls und Schritt oder Uhrschlag, Musiktakt und Tapetenmuster – Rhythmen sind in Alltag und Kultur omnipräsent. Trotz grosser Relevanz wurde das Thema innerhalb der Bildenden Kunst bislang kaum untersucht und auch nicht in Ausstellungen behandelt. Rhythm in it begegnet diesem überraschenden Umstand mit einem breiten Spektrum an künstlerischen Zugängen und bietet den Besucherinnen und Besuchern ein sinnliches Ausstellungserlebnis und neuartige Sichtweisen auf den Rhythmus in der Gegenwartskunst.

Die Ausstellung nähert sich dem Rhythmus-Motiv von verschiedenen Seiten und nimmt Aspekte der Ästhetik, der Akustik, der Bewegung und des zeitlichen Rhythmus in den Fokus. 37 Künstlerinnen und Künstler aus der Schweiz sowie aus Albanien, Belgien, Deutschland, Grossbritannien, Kanada, Luxemburg, Mexiko, Portugal, Schweden, Tschechien und den USA sind mit Werken vertreten. Rund die Hälfte der Beteiligten gehört einer mittleren und jüngeren Künstlergeneration an. Da der Rhythmus als wesentliches Motiv in der Moderne hervortritt, nimmt die Ausstellung mit Werken von Max Bill, Verena Loewensberg, Paul Klee oder Hans Richter auch Rückgriffe auf die Kunst jener Zeit vor.
Im Dialog mit Positionen der Gegenwart wie John M. Armleder, Sebastian Hammwöhner, Sofia Hultén, Ugo Rondinone oder Stéphane Dafflon wird deutlich, wie aktuell und vielgestaltig die Ästhetik formaler Rhythmen auch heute noch ist.

Eine Vielzahl bildender Künstlerinnen und Künstler beschäftigt sich heute mit akustischen Phänomenen, auch dank zunehmender Bedeutung interdisziplinärer Interessen. Spannend wird es, wenn mit reduzierten Mitteln ein komplexer Rhythmus entsteht, wie bei den 39 Taktschlägen von nebeneinander gereihten Metronomen in der Arbeit von Martin Creed (Work No. 112, 1995-1998) oder den vereinzelten Tönen aus dem Instrumentenensemble in der Installation von Katja Strunz (Sound of the Pregeometric Age, 2009). Durch Überlagerung der Takte und Klänge entstehen der eigentliche Rhythmus und eine subtile Klangwelt.

Bewegungsabläufe, Performance und Tanz sind weitere wichtige Ausdrucksformen in der Bildenden Kunst. Entscheidende Impulsgeber hierzu sind der Film und die Performance-Art, seit ihren Anfängen in den 1920er beziehungsweise 1960er Jahren. Die Ausstellung fokussiert auf Positionen, welche diesen Traditionen entspringen und sie gleichsam in einen Diskurs der Gegenwart überführen: Dara Friedmans Film «Dancer» (2011) zeigt dies exemplarisch. Eine Reihe einzelner Tänze von Menschen in den Strassen Miamis verweist auf die multikulturelle Tanztradition vor Ort. Stan Douglas bezieht sich in seinen Fotografien ebenfalls auf die historischen Wurzeln des bewegten Bildes. Andere Arbeiten, wie jene von Charles Ray, Jean Tinguely und Su-Mei Tse, zeichnen sich durch Bewegung an sich aus und lenken die Wahrnehmung auf die maschinelle und zugleich poetische Rhythmik kinetischer Objekte.

Naturgegebene Rhythmen wie der Lebenszyklus oder die Vergänglichkeit und kulturell eingeführte Rhythmen wie die Zeitmessung sind ein wiederkehrendes Thema in Werken der Gegenwartskunst. Kunstschaffende in der Ausstellung gehen damit auf hintersinnige, aber auch feinfühlige Art um: Dies offenbart sich bei Arbeiten wie David Claerbouts Film «Sunrise» (2009) zum wiederkehrenden Erwachen des Tages oder Jonathan Monks «The Odd Couple» (German Version) (2008) mit zwei einander eng zugewandten Standuhren, deren Zeitanzeige kaum mehr ablesbar ist. Wie ein alterndes Ehepaar sind sie sich sehr nahe und trotzdem schlägt jede in ihrem eigenen Takt.

Die Ausstellung «Rhythm in it» wirft Schlaglichter auf die Fülle künstlerischer Positionen und beteiligt sich durch Bezüge zu alltäglichen und historischen Phänomenen an einem breiteren, kulturellen Diskurs. Formal wie inhaltlich eröffnen die Exponate den Blick auf ein erstaunlich komplexes Phänomen in der Bildenden Kunst.

 Katalog: Zur Eröffnung erscheint ein umfangreicher, reich bebildeter Katalog: «Rhythm in it. Vom Rhythmus in der Gegenwartskunst», hrsg. von Madeleine Schuppli und Aargauer Kunsthaus, Aarau. Mit Essays von Roman Brotbeck, Bern, Roman Kurzmeyer, Basel, Thomas Macho, Berlin und Madeleine Schuppli, sowie mit Kurztexten weiterer Autoren/innen zu allen beteiligten Kunstschaffenden und ausgestellten Werken. Verlag Edizioni Periferia Luzern/Poschiavo 2013, D/E, ISBN 978-3-906016-21-4, CHF 54.- / Für Mitglieder des Aargauischen Kunstvereins CHF 46.–

Öffnungszeiten: Di bis So 10 - 17 Uhr, Donnerstag 10 - 20 Uhr, montags geschlossen

Rhythm in it
Vom Rhythmus in der Gegenwartskunst
18. Mai bis 11. August 2013
Vernissage: Fr 17. Mai 13, 18 Uhr

Aargauer Kunsthaus
Aargauerplatz
CH - 5001 Aarau
0041 (0)62 83523-30
www.aargauerkunsthaus.ch

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