Yves Klein, ANT37, um 1960, reines Pigment und Kunstharz auf Papier auf Leinwand, 79 x 29,5 cm, © 2013 ProLitteris, Zürich
Zürich.- Als Dauerleihgabe mit den Schwerpunkten Abstrakter Expressionismus, Minimal Art und Arte Povera zieht die Sammlung Hubert Looser 2017 in die Kunsthaus-Erweiterung ein. Vorab zeigt das Kunsthaus vom 7. Juni bis 8. September 2013 die nahezu komplette Sammlung im Kontext ihrer Entstehung. Werke von Pablo Picasso oder Alberto Giacometti gehören ebenso dazu wie asiatische und afrikanische Skulpturen und ein Blick in die privaten Räume des Mäzens.
In 40 Jahren hat der 1938 in Vilters (Kanton St. Gallen) geborene, heute in Zürich ansässige Mäzen und ehemalige Geschäftsmann Hubert Looser eine hochkarätige Sammlung, hauptsächlich der Gegenwartskunst, zusammengetragen. Um zentrale Werkgruppen und Spitzenwerke in Zukunft zusammenzuhalten und sie dauerhaft der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, haben die Zürcher Kunstgesellschaft und die Fondation Hubert Looser im Jahr 2012 eine Vereinbarung getroffen, die dem Kunsthaus Zürich ermöglicht, 70 Werke aus der Privatsammlung auszuwählen und als Dauerleihgaben in der Kunsthaus-Erweiterung auszustellen. Bevor diese Präsentation im Jahr 2017 Realität wird, zeigt das Kunsthaus jetzt die komplette Sammlung Looser erstmals in der Schweiz.
Twombly, De Kooning, Kelly
Rund 90 Gemälde, Skulpturen, Installationen und Arbeiten auf Papier hat Sammlungskonservator Philippe Büttner für die aktuelle Ausstellung ausgewählt. Im Mittelpunkt stehen schon jetzt die Positionen, die für das Kunsthaus ab 2017 eine ausserordentliche Bereicherung der eigenen Bestände darstellen werden: So wird Cy Twombly mit sechs – auch jüngeren Werken – präsentiert, die später die eigene, hochkarätige Sammlung aus der frühen und mittleren Schaffensphase des Amerikaners ideal ergänzen. John Chamberlain und David Smith treten mit markanten Positionen auf. Sie werden 2017 den vorhandenen Arbeiten von Jackson Pollock zur Seite gestellt, der zu den abstrakten Expressionisten gehört. Von Donald Judd wird eine repräsentative Wandplastik gezeigt. Ellsworth Kelly war bislang im Kunsthaus ebenso wenig vertreten wie Al Taylor. Herausragend ist das Ensemble von neun Werken Willem de Koonings, darunter ein Triptychon von 1985 und zwei Bronzeskulpturen, darunter die berühmte «Hostess» von 1973.
Martin, Ryman, Penone
Mit zwei Bildern von Agnes Martin kommt eine bedeutende abstrakte Künstlerin ins Kunsthaus, ebenso wie Druckgrafik von Brice Marden. Zwei Gemälde von Robert Ryman werden in Nachbarschaft zu Werken Cy Twomblys gezeigt, bevor sie in der Kunsthaus-Erweiterung auf weitere wichtige Werke desselben Malers treffen. Lucio Fontanas Plastiken runden das Ensemble seines «Concetto spaziale» ab. Das Mythisch-Archaische in der Natur gewinnt durch Giuseppe Penones Installationen einen höheren Stellenwert. Seine mit Lorbeerblättern ausgekleideten Räume umfangen den Besucher nicht nur dreidimensional, sondern auch mit einem würzigen Duft. In separaten Räumen der ansonsten offenen Ausstellungsarchitektur untergebracht sind auch Schweizer Kunst und fragile Zeichnungen.
Zur Sammlung Looser gehört auch eine mehrteilige, tonnenschwere skulpturale Installation von Tony Smith für den Aussenbereich, die am Zürichberg ausgegraben und an den Heimplatz transportiert worden ist.
Temporäre Gäste: Picasso und Giacometti
Da das Kunsthaus mit seiner Auswahl ab 2017 Lücken schliessen und Werk-Gruppen übernehmen wird, lässt es prominente Einzelpositionen in der Obhut ihres Eigentümers. Diese Chance sollten Besucher der aktuellen Ausstellung nutzen und diejenigen Werke betrachten, die im Haus des Sammlers verbleiben. Dazu gehört die aus ausgeschnittenem Metallblech geformte und beidseitig mit Öl bemalte Sylvette (1954) von Pablo Picasso, die bei einer Umgehung dem Betrachter ihre unterschiedlichen, kubistisch anmutenden Profile zeigt oder Alberto Giacomettis in Bronze gegossene Skulptur «Annette assise». Loosers Leidenschaft gilt auch aussereuropäischen Skulpturen und dem Surrealismus. Erstere ist im Sammelprofil des Kunsthauses ein «Exoticum» und bleibt bei der Auswahl für 2017 unberücksichtigt. Die asiatischen Statuen und die afrikanischen Objekte werden dennoch thematisiert, denn das Interesse an ihnen hat den Sammler, einige der von ihm favorisierten Künstler und nicht wenige Besucher in ihren Sehgewohnheiten und Schaffensprozessen beeinflusst.
Mit Zustimmung des Sammlers wird ein «Schaufenster» in seine Wohnsituation eingerichtet. Damit wird dem privaten Ursprung der Sammlung ebenso Rechnung getragen wie dem Bedürfnis der Besucher eines Museums, die Werke öffentlich grosszügig präsentiert und in wissenschaftlich-künstlerischen Kontexten vermittelt zu bekommen.
In einem bereits 2012 gedrehten Film führt der Sammler durch seine privaten Räume und äussert sich über seine Passion. Dem Zuschauer erschliesst sich eine Haltung, die unbeirrt von jeweiligen Moden Dialoge und Spannungsfelder forciert. Sie führt zu neuen Erlebnissen und Erkenntnissen in der Beschäftigung mit Kunst. Dies deckt sich mit den Zielen des Kunsthauses, seine eigene Sammlung im von David Chipperfield erweiterten Ensemble am Heimplatz ab 2017 dynamisch zu präsentieren: in jährlich wechselnden Konstellationen und thesenhaft gesetzten Gegenüberstellungen unterschiedlicher Gattungen und Formate.
Publikationen
Die Sammlung Hubert Looser erhielt ihren ersten öffentlichen Auftritt im Sommer 2012 im Bank Austria Kunstforum Wien. Eine grosszügig bebilderte Standard-Publikation, «Die Sammlung Hubert Looser», erschien 2012 im Hatje Cantz Verlag. Sie gewährt Einblicke in das private Leben mit Kunst und zeigt auf rund 250 Seiten über 120 Abbildungen der in der Sammlung vertretenen Werke.
Über die Zukunft der Sammlung informiert eine zur Ausstellung im Kunsthaus herausgebrachte Broschüre. Sie enthält Beiträge von Philippe Büttner (Sammlungskonservator Kunsthaus Zürich), Florian Steininger (Kurator Kunstforum Wien) und Raphaël Bouvier (Kurator Fondation Beyeler) sowie ein Verzeichnis der in der Ausstellung gezeigten Werke mit Hinweisen, welche davon 2017 ins Kunsthaus Zürich einziehen. Beide Publikationen sind am Museumsshop erhältlich – das fest gebundene Katalog-Buch für CHF 48.- und die neue Broschüre für ca. CHF 35.-.
Parallel zur Ausstellung findet ein mehrmonatiges Kunstvermittlungsprogramm statt: die Sommerwerkstatt! An ihr können alle Generationen an Workshops, Führungen und Gesprächen teilnehmen. Weitere Informationen und Anmeldung unter www.kunsthaus.ch, wo das Programm ab Ende April aufgeschaltet sein wird. Wer etwas über die Aktivitäten der Fondation Hubert Looser erfahren möchte, schaut am besten auf deren Website www.fondation-hubert-looser.ch.
Öffnungszeiten: Sa/So/Di 10–18 Uhr, Mi/Do/Fr 10–20 Uhr, Feiertag 1. August 10 bis 18 Uhr
Kunsthaus Zürich,
Heimplatz 1,
–8001 Zürich
Tel. +41 (0)44 253 84 84,
www.kunsthaus.ch
Allerlei Zweifel in der Eifel
Wer noch immer glaubt, Liebe und Mordlust haben nichts miteinander zu tun, wird vom Leben manchmal eines Besseren belehrt. Und wenn dann auc...
-
3land.- Dieses Mal geht es ohne lange Vorrede direkt zu den 3land-Termintipps. Aber halt. Zunächst wollen wir von der Redaktion Ihnen auf j...
-
Robert Schneider, 100 Frauen, 2008. Quelle: Kulturamt Waldshut B onndorf.- „Die Ausstellung „Robert Schneider: Mit einem schwarzen Pinsel...
-
Bildlegende:Emil Nolde, Herbstmeer XI, 1910 Öl auf Leinwand, 70 x 89,5 cm Kunsthaus Zürich © 2009 Stiftung Seebüll Ada und Emil Nolde Zürich...