Montag, 13. Mai 2013

Gips, 2010. Gips, Dimensionen variabel. Foto: Sandro Fiechter
Aarau.- Mit Karin Lehmann (*1981) setzt das Aargauer Kunsthaus ab 18. Mai seine Ausstellungsreihe für junge Kunst fort. Handwerklich versiert, experimentiert die in Zürich und London lebende Künstlerin meist mit einfachen Materialien, um daraus ungewöhnliche Werke von irritierender und gleichzeitig poetischer Wirkung zu schaffen. In Aarau führt sie die Besucher mit einem humorvollen Eingriff entlang des Treppengeländers ins Untergeschoss des Kunsthaus zu einer landschaftlich anmutenden Rauminstallation.

Karin Lehmann, 1981 in Bern geboren, lebt und arbeitet in Zürich und London. Von 1998 bis 2002 studierte sie Keramikdesign an der Schule für Gestaltung Bern und von 2006 bis 2012 Kunst an der Hochschule der Künste Bern, wo sie mit einem Master in Contemporary Arts Practice abschloss. 2012 erhielt sie ein Reisestipendium des Kantons Bern für einen dreimonatigen Aufenthalt auf Island.

Karin Lehmann geht für ihre künstlerische Arbeit meist von alltäglichen Materialien aus wie man sie im Baumarkt vorfindet: beispielsweise Gips, Glas, Styropor oder Metall. Durch Experimentieren entdeckt sie unbekannte oder ungewöhnliche Eigenschaften dieser Rohmaterialien, die sie zu eigenständigen Werken weiterentwickelt. Ihr Fokus liegt auf dem Arbeitsprozess, der die endgültige Form der Objekte, Skulpturen und Installationen massgeblich mitbestimmt. Im Laufe einer Ausstellung können sich die Werke in einer Art Zersetzungsprozess weiter verändern wie beispielsweise bei «Static Piece» (2011): Zunächst hafteten in kompakter Form statisch aufgeladene Styroporkügelchen an einer Wand und weckten den Eindruck einer Raufasertapete. Nach und nach lösten sie sich und hinterliessen Leerstellen an der Wand.

Karin Lehmann will stets selbst Hand anlegen: mit Gussverfahren, Verbrennungen oder Wurfbewegungen wirkt sie auf das Material ein und geht ein Wechselspiel ein zwischen ihrer Beherrschung des Materials und dem Beherrschtwerden durch das Material. Ihr Körper ist gleichermassen in die Arbeiten eingeschrieben: Das Gewicht des Gipsobjekts Handle (2012) entspricht etwa ihrer persönlichen Tragkraft, und an verschiedenen Wandarbeiten lässt sich der Bewegungsradius ihres Körpers ablesen. Als Künstlerin sucht sie weder das Spektakuläre noch das Monumentale oder Erzählerische.

Von der Minimal Art inspiriert, doch weniger streng und stattdessen mit einer Prise Humor, interessiert sie sich für das Prozesshafte und für einen Umgang auf «Augenhöhe» mit dem Ausgangsmaterial. Auf diese Weise erzielt Karin Lehrmann unmittelbare und gleichwohl subtile Transformationen, die eine offene Interpretation zulassen. Mal sind die Betrachter verwundert, mal werden sie in ihrer Wahrnehmung getäuscht - genaues Hinschauen und die Bereitschaft für ungewohnte Sichtweisen sind gefragt.

Im Aargauer Kunsthaus lässt Karin Lehmann einen in Gips getränkten Putzlappen das Treppengeländer hinuntergleiten. Die Intervention lenkt das Augenmerk auf den formschönen, aber von Besuchern eher selten benutzten, inneren Handlauf der Helix-Treppe. Im Untergeschoss reflektieren aneinandergereihte Glasplatten die schwarze Bodenfläche und erinnern mit ihren abgespaltenen, verrussten Rändern an eine erstarrte und gleichzeitig fragile, vulkanische Landschaft.


Öffnungszeiten: Di bis So 10 - 17 Uhr, Donnerstag 10 - 20 Uhr, Montag geschlossen

Caravan 2/2013: Karin Lehmann
Ausstellungsreihe für junge Kunst
18. Mai bis 11. August 2013
Vernissage: Fr 17. Mai 13, 18 Uhr

Aargauer Kunsthaus
Aargauerplatz
CH - 5001 Aarau
T: 0041 (0)62 83523-30
F: 0041 (0)62 83523-29
W: http://www.aargauerkunsthaus.ch

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