Anicka Yi, Gli Studi Cinematografici, 2012; lamb’s heart, found objects in freezer dimensions variable
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Judith Hopf beispielsweise entwickelt in ihrem Werk disharmonische und slapstickhafte Situationen, die gespickt sind mit Parodien des Alltags: In ihrer Videoarbeit, die titelgebend für die Ausstellung ist, «Some End of Things: The Conception of Youth, 2011», wandert ein Ei durch ein Atrium einer modernistischen Architektur, die Treppen hinauf, läuft Gänge und Verbindungsbrücken ab, bis es schliesslich an dem Versuch scheitert, sich Einlass in das Gefüge aus Glas, Stahl und Beton zu verschaffen. Die Komödie nimmt im Verlauf des Geschehens absurde Formen an, und das Bild wird eindeutig: Die physische Hürde führt in ihrer Folge auch zu sozialem und kulturellem Ausschluss.
Nora Schultz wiederum provoziert in ihren künstlerischen Arbeiten Brüche und Leerstellen anhand bewusster malerischer oder skulpturaler Gesten. Bei ihr stehen Werke im Vordergrund, die – wortwörtlich gesehen – physische Spuren aufweisen. Der Herstellungsprozess selbst nimmt in ihren Drucken, Druckmaschinen, Installationen und Performances eine zentrale Rolle ein und bleibt als Vorgang immer erkennbar.
Michaela Eichwalds Arbeiten thematisieren ebenfalls die Produktion von Kunst als einen unfertigen, offenen Vorgang. In ihren Collagen, Malereien und Objekten wird eben dieses Moment des Unabgeschlossenen zum Gegenstand gemacht. Ihre Skulpturen wirken sind Ansammlungen aus Alltagsgegenständen wie Nadeln, Teebeutel, Kabel, Knöpfe, in Kunstharz meist in Form von Händen oder lampenähnlichen Gebilden eingelagert. Wären sie nicht mittels Harzes verfestigt worden, liefen die ständig wandelbaren Möglichkeiten Gefahr, sich im nächsten Moment wieder zu verflüchtigen.
Die Ausstellung zeigt Verbindungen und Brüche auf, Wiederholungen und Widersprüche. Die Narration verläuft nicht linear, sondern ständige Perspektivenwechsel sind vorrangig. Alles ist in Bewegung und eine produktive Destabilisierung der Beweis dafür, dass alles fliessend und zur Wandlung fähig ist: die flüchtige Geste in eine bleibende Erinnerung, die kontrollierte Form in ein Provisorium, der architektonische Raum in ein dynamisches Geflecht von Geräuschen und persönlichen Assoziationen. Die eingeladenen Künstler der Ausstellung richten ihren Blick dezidiert auf gesellschaftliche Prozesse und bedienen sich dabei der Kunst als eines autonomen Raumes, in dem die Verhältnisse verschoben werden. Dabei wird Bekanntes mit unterschiedlichen Methoden fragmentiert und transformiert.
Die vielgestaltigen Praktiken verweigern sich einer schlüssigen Narration oder einem zusammenhängenden Kontext; stattdessen reflektieren sie ein Bestreben gegen eine Vereinheitlichung. Viele der in der Ausstellung gezeigten Werke verweisen direkt auf parallel stattfindende Projekte ausserhalb der Museumswände. In diesem Sinne stehen sie vielleicht auch symptomatisch für ein erweitertes Verständnis einer sich ständig neu zu definierenden künstlerischen Praxis. Bei dieser zu beobachtenden Heterogenität und einer free-floating Praxis stellt sich die Frage nach der Gegenwart neu.
KünstlerInnen: Michaela Eichwald (geb. 1967), David Hammons (geb. 1943), Judith Hopf (geb. 1969), Fabian Marti (geb. 1979), Ariane Müller (geb. 1964), Jewyo Rhii (geb. 1971), Nora Schultz (geb. 1975), Anicka Yi (geb. 1971).
Öffnungszeiten: Di bis So 10 - 17 Uhr
Some End of Things
25. Mai bis 15. September 2013
Kunstmuseum Basel
St. Alban-Graben 16
CH - 4010 Basel
T: 0041 (0)61 20662-62
St. Alban-Graben 16
CH - 4010 Basel
T: 0041 (0)61 20662-62