Freiburg.- Das große Jubiläum neigt sich dem Ende zu, doch es wirkt nach. Im letzten Drittel der laufenden Spielzeit 2010/11 – der Jubiläumsspielzeit, wurde das Haus doch vor 100 Jahren eröffnet – kann das Theater Freiburg auf eine Vielzahl erfolgreicher Produktionen zurückblicken. Verdis »Otello«, Cileas »Adriana Lecouvreur«, Shakespeares »Der Kaufmann von Venedig«, René Polleschs Uraufführung »Was du auch machst, mach es nicht selbst« sowie das Theater- und Wissenschaftswochenende »Wunschkinder« begeisterten das Publikum. Das Junge Theater Freiburg hat sich weiter erfolgreich etabliert, z.B. mit dem Tanzstück »Piraten, Menschen und andere Tiere«, in dem 100 Schüler auf der Bühne im Großen Haus geballte Energie zeigten. In der Spielzeit 11/12 knüpft das Team um Intendantin Barbara Mundel an einige Themen der letzten Monate an, stellt sich aber auch spannenden neuen Herausforderungen.
Die Spielzeit 2011/12
»ÜberLebensKunst« heißt ein Spielzeitschwerpunkt in der Saison 11/12. Wie kann man im Theater über Ökologie streiten und phantasieren? Die erfolgreiche Vortragsreihe »Capitalism now« geht weiter mit dem kleinen Zusatzwörtchen »green« im Titel und stellt Positionen vor, die die Perspektive der Ökologie als Ausgangspunkt nehmen. Den Anfang macht Prof. Dr. Klaus Töpfer.
Ein Verhandlungspoker für mehrere Generationen wird die »Klimakonferenz«: Wer hat eigentlich das Klima kaputtgemacht? Will man etwas tun, wenn der andere nichts tut? Menschen aus Freiburg setzen sich mit diesen Fragen auseinander.
In »Regiodrom 24« versucht das Theater Freiburg eine Bürgerbörse für die Wirtschaft der Zukunft, ein interaktives Gesellschaftsspiel, in dem ökonomisches Handeln und der eigene Wertehorizont getestet werden können. Das Wochenende »Wie geht Veränderung«, das gemeinsam mit der Heinrich Böll Stiftung veranstaltet wird, untersucht schließlich die Kunst der Teilhabe in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.
www.theater.freiburg.de
Eine Übersicht über die Spielpläne der einzelnen Sparten
Spielplan Oper:
Aufgrund der überwältigenden Resonanz auf den Freiburger »Ring des Nibelungen«, Richard Wagners Operntetralogie, zeigt das Theater Freiburg Frank Hilbrichs Inszenierung unter der musikalischen Leitung von GMD Fabrice Bollon noch zwei Mal im Zyklus, an Ostern und an Pfingsten 2012. Der Vorverkauf läuft bereits, die Karten sind erneut sehr gefragt.
Mozarts »Zauberflöte« erzählt in der Regie von Jarg Pataki von einer ganzen Welt zwischen Tag und Nacht, zwischen Intellekt und Gefühl, zwischen Mann und Frau.
Um die Suche nach wahrem Leben, nach Hoffnung und Liebe, um eine schillernde Frauengestalt geht es in Puccinis Oper »Manon Lescaut« – inszeniert von Yona Kim.
Frank Hilbrich, der den Freiburger »Ring« zu einem enormen Erfolg führte, nimmt sich erneut Richard Wagner an und inszeniert »Lohengrin«.
Eine Oper für die ganze Familie von Maurice Ravel ist ab Februar im Großen Haus zu sehen: »Das Kind und die Zauberdinge« in der musikalischen Leitung von GMD Fabrice Bollon.
Verdis populäres Meisterwerk »Rigoletto« gibt sich heiter – und handelt doch vom Weinen. Thomas Krupa inszeniert die Geschichte um den Narren, seine Tochter und den rücksichtslosen Herzog.
Eine Zauberoper ist Händels »Rinaldo«, ein Netz aus Verlockungen, Reizen und Trugbildern nimmt den Helden gefangen und führt musikalisch zu höchster Emotionalität. Gastdirigentin Julia Jones hat hierbei die musikalische Leitung.
Spielplan Schauspiel:
Die Erfahrungswelt der Künstler verschränkt Gerhart Hauptmanns Tragikomödie »Die Ratten« mit den Alltagsschicksalen sozial Deklassierter. Robert Schuster inszeniert.
Wie weit geht der Mensch für Geld? Die Live-Film-Performance »Remake: Fluch der Karibik« von Klaus Gehre navigiert durch die geschriebenen und ungeschriebenen Gesetze der Finanzpiraten des 21. Jahrhunderts.
Theresia Walsers neues Stück »Eine Stille für Frau Schirakesch«, das von der Schwierigkeit eines gesellschaftlichen Diskurses über Kriege handelt, wird am Theater Freiburg uraufgeführt (Regie: Annette Pullen).
Calixto Bieito, zuletzt in Freiburg erfolgreich mit Kagels Liederoper »Aus Deutschland«, nimmt sich Pedro Calderón de la Barcas »Das große Welttheater« an und entwickelt mit dem Komponisten Carles Santos einen Abend für Sänger, Schauspieler und Musiker.
Was ist Gerechtigkeit? »Verbrechen und Strafe« nach dem Roman von Fjodor Dostojewski kreist um diese Frage, die im Russland des Jahres 1866 so aktuell war wie noch heute bei uns. Regisseur Thomas Krupa wird den Text auf die Bühne bringen.
Die Fragilität der Familie steht im Mittelpunkt von »Sturmhöhe« nach dem Roman von Emily Brontee. Matthias Breitenbach, bis vor kurzer Zeit Ensemblemitglied in Freiburg, führt Regie.
Einen Liederabend für Schauspieler gestaltet Regisseur Tom Ryser mit dem Ensemble und nennt ihn »Children of the Revolution« – was muss geschehen, bis eilige Passanten auf dem Bürgersteig sitzen, to »give peace a chance«?
Elfriede Jelinek ist nach »Rechnitz« wieder im Spielplan vertreten: Der Wille zur Umgestaltung der menschlichen Natur ist Thema in »Ein Sportstück«, das Joachim Schloemer inszenieren wird.
Der Kampf um das moderne Rollenverständnis der Frau dauert an, trotz Patriarchatsverweigerung. »Planet der Frauen« wird eine – was für ein schönes Wort! – »Kampfoperette« von Maxi Obexer und Bernadette La Hengst, Freiburgerinnen werden dabei in der Regie von Viola Hasselberg auf der Bühne stehen.
Klaus Gehre bringt eine weitere Live-Film-Performance auf die Kammerbühne, »Wolokolamsker Chaussee + / - Terminator«. Können wir korrigierend in die Vergangenheit eingreifen, so wie der Cyborg in James Camerons Film?
Den neuen Menschen im Labor erfinden, »homo creator« sein – visionär ging Goethe mit diesem Thema in »Faust« um, der Tragödie in zwei Teilen, die Regisseur Marcus Lobbes untersuchen wird.
Spielplan Tanz:
»Haslach– Deine Heimat!« ruft pvc Tanz Freiburg weiterhin in der Begegnung mit dem Stadtteil jenseits der Bahngleise. Nun hat die Freiburger Tanzsparte eine verlassene Kneipe in Haslach gekapert, den Finkenschlag, und wird dort die ganze Spielzeit über präsent sein. Artists in Residence sorgen für ein künstlerisches Programm, das gleichzeitig für soziales Miteinander stehen und nicht nur der Bevölkerung, sondern auch den Künstlern neue Sichtweisen eröffnen wird.
pvc-Tanz-Produktionen finden aber nicht nur in Haslach, sondern auch weiterhin im Theater Freiburg statt:
Tänzer und Schauspieler vereint Regisseurin Felicitas Brucker in »Sieben Kinderleben« und nimmt sich dem Mythos der Kindheit an.
Mit dem Ende der Welt, wie wir sie bisher kannten, muss sich die Menschheit über kurz oder lang wohl auseinandersetzen. »Die letzte aller möglichen Welten«, eine Artistik der Problemverschiebung mit Tänzern, Schauspielern und Musikern, beschwört Christoph Frick herauf.
Vor pvc ist niemand sicher, selbst Schubert nicht. In »Winterreise Exit« sucht ein Tänzer die inneren Weiten, ein Sänger raunt und Regisseur Tom Schneider hat auch einen Cowboy am Banjo in petto.
Spielplan Junges Theater:
»School of Life« ist das Motto des Jungen Theaters in der Spielzeit 11/12.
Als Kinderstück im Großen Haus feiert im Herbst eine berühmte Kindergeschichte Premiere: »Pünktchen und Anton« (6+) nach Erich Kästner, inszeniert von Thalia Schuster, deren Interpretation von Preußlers »Die kleine Hexe« wegen des großen Erfolges ebenfalls wieder in den Spielplan aufgenommen wird.
Im Jugendstück »Acht Väter« (14+) von Tina Müller, inszeniert von Frank Oberhäußer, geht es um die Herausforderungen in Patchwork-Familien, »Spurensuche Grafeneck« (15+, Regie Stefan Nolte) hingegen ist eine Recherche zu den NS-Verbrechen auf Schloss Grafeneck, knapp drei Autostunden von Freiburg entfernt.
»Die Unbeschulbaren« untersucht mit Schauspielern und Schulverweigerern, wie einsturzgefährdet unser System ist (Regie: Christoph Frick).
Neben diesen und weiteren Stücken gibt es wieder ein vielfältiges Angebot zum Mitmachen für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene – die »School of Life«
Allerlei Zweifel in der Eifel
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