Salvador Dalí, Traum, verursacht durch den Flug einer Biene um einen Granatapfel, eine Sekunde vor dem Erwachen, 1944, Öl auf Holz, 51 x 41 cm, Museo Thyssen-Bornemisza, Madrid, © Salvador Dalí, Gala-Salvador Dalí Foundation / 2011, ProLitteris, Zürich
Riehen.- Die Fondation Beyeler präsentiert vom 2. Oktober 2011 bis 29. Januar 2012 eine grosse Ausstellung zur Kunst des Surrealismus in Paris, die erste umfassende zu diesem Thema in der Schweiz. Es werden Hauptwerke von Salvador Dalí, René Magritte und Joan Miró wie auch von weiteren massgeblichen Künstlern der Bewegung gezeigt. Dabei finden auch die innovativen Ausdrucksformen der Surrealisten – darunter Objektkunst, Collage, Fotografie und Film – besondere Berücksichtigung. Kuratiert wird die Ausstellung von Philippe Büttner, Kurator der Fondation Beyeler.
Der Surrealismus zählt zu den einflussreichsten künstlerischen und literarischen Bewegungen des 20. Jahrhunderts. Er entwickelte sich im Paris der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen und entfaltete von dort ausgehend eine weltweite und bis heute anhaltende Wirkung. Tief vom Erlebnis der Sinnlosigkeit des Ersten Weltkriegs geprägt, erarbeiteten die Surrealisten unter der Leitung des Theoretikers der Gruppe, André Breton, neuartige künstlerische Konzepte und verliehen einer aus der poetischen Imagination, dem Traumhaften und dem Unbewussten schöpfenden Kunst Gestalt.
Die Ausstellung in der Fondation Beyeler umfasst über 250 Werke und Manuskripte von rund vierzig Künstlern und Autoren. Sie werden in den Ausstellungsräumen teils nach Künstlern, teils nach thematischen Schwerpunkten gruppiert. Den Auftakt bilden die Gemälde des Vorbereiters des Surrealismus, Giorgio de Chirico. Flankiert werden sie von kostbaren Manuskripten und Ausgaben surrealistischer Texte, darunter die handschriftlichen Versionen von André Bretons Manifesten.
Das weitere Augenmerk gilt zwei Hauptkünstlern der Bewegung, Joan Miró und Max Ernst. Von Miró, der der Moderne mit seiner träumerisch schwebenden Farbenkunst ganz neue Räume erschloss, ist unter anderem Painting (The Circus Horse) (1927) aus dem Metropolitan Museum of Art zu sehen. Max Ernst ist ebenfalls mit kapitalen Bildern vertreten, darunter die berühmte Femme chancelante (1923) aus der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen. Auf einen Raum zu Yves Tanguy folgt dann ein Saal, in dem das für den Surrealismus zentrale Thema der Objektkunst ins Blickfeld gerückt wird. Das Hauptwerk ist Hans Bellmers berühmtes Objekt La poupée (1935/36) aus dem Centre Georges Pompidou in Paris. Bedeutende Zeichnungen und Gemälde von Victor Brauner sind hier ebenfalls versammelt.
Eine Besonderheit der Ausstellung ist die Einbeziehung zweier hochkarätiger surrealistischer Privatsammlungen, wobei die Präsentation der Sammlung von André Bretons erster Frau Simone Collinet eine Premiere darstellt. Collinet hatte sie in den 1920er-Jahren gemeinsam mit ihrem damaligen Mann aufgebaut und ihren Anteil nach der Trennung erweitert. Zu dieser Sammlung gehört unter anderem Francis Picabias monumentales Gemälde Judith (1929), aber auch de Chiricos heute im Museum of Modern Art in New York befindliches Bild Il cattivo genio di un re (1914/15). In einem zweiten Raum werden hochrangige Werke aus der Kunstsammlung Peggy Guggenheims gezeigt – darunter auch Max Ernsts L’antipape (1941/42), das von der Peggy Guggenheim Collection in Venedig ansonsten kaum noch auf Reisen geschickt wird. Diese Arbeiten formieren sich in der Ausstellung zu einem Ensemble, in dem sich die Zeit des New Yorker Exils der Pariser Surrealisten während des Zweiten Weltkriegs gleichsam verdichtet. Zugleich erlaubt es die Präsentation der beiden Sammlungen, die wesentlichen Aspekte der privaten Inszenierung surrealistischer Kunst erfahrbar zu machen.
In weiteren Sälen prominent vertreten sind unter anderen Hans Arp und nicht zuletzt Pablo Picasso, der dem Surrealismus zeitweise sehr nahestand. Darauf folgt ein bedeutendes Werkensemble des Bildermagiers René Magritte. Auf unnachahmliche Weise fängt seine Kunst die sichtbare Wirklichkeit ein – und hebt sie gleichzeitig aus den Angeln. Beispielhaft steht dafür das frühe Hauptwerk La clef des songes (1930) aus Privatbesitz.
Eine dichte Auswahl herausragender Fotografien des Surrealismus, darunter Werke von Man Ray, Raoul Ubac, Dora Maar und Eli Lotar, rundet das Gesamtbild ab. Ein Filmraum präsentiert zudem zentrale Arbeiten der surrealistischen Filmkunst (unter anderem von Luis Buñuel und Man Ray).
Die Ausstellung schliesst mit dem vielleicht berühmtesten Surrealisten, Salvador Dalí, und einer spektakulären Gruppe seiner Meisterwerke. Zu sehen sind etwa L’énigme du désir (1929) aus der Pinakothek der Moderne, München, und das herausragende Métamorphose de Narcisse (1937) aus der Londoner Tate.
Der Katalog zur Ausstellung führt in die Bewegung ein, präsentiert die ausgestellten Werke und widmet der Frage nach der Präsentation surrealistischer Kunst – sowohl durch die Surrealisten selber als auch in privaten Sammlungen – besondere Aufmerksamkeit. Der Ausstellungskatalog erscheint in einer deutschen und englischen Ausgabe beim Hatje Cantz Verlag, Ostfildern, ISBN: 978-3-905632-90-3, 68,00 CHF.
Öffnungszeiten der Fondation Beyeler: täglich 10.00 bis 18.00 Uhr, mittwochs bis 20.00 Uhr.
Dalí, Magritte, Miró – Surrealismus in Paris
2. Oktober 2011 bis 29. Januar 2012
Fondation Beyeler,
Beyeler Museum AG,
Baselstrasse 77,
CH-4125 Riehen
www.fondationbeyeler.ch