Dienstag, 1. November 2011

100 Jahre Kelten-Forschung


Bild: Archäologische Ausgrabungen in der spätkeltischen Fundstelle Basel-Gasfabrik. Quelle: Kantonsarchäologie

Basel.-
In Basel-Nord liegt eine der bedeutendsten archäologischen Ausgrabungsstätten der spätkeltischen Epoche Mitteleuropas. Vor 100 Jahren wurden dort eine Siedlung und dazugehörige Gräber entdeckt. Die Archäologen untersuchen bei den aktuellen Rettungsgrabungen im Rheinhafen St. Johann einen Teil der Keltensiedlung. Zwischen Häusern und Handwerkseinrichtungen kam auch ein menschlicher Schädel zum Vorschein.

Die Ausgrabungen erlauben Einblicke in das keltische Alltagsleben und in geheimnisvolle Totenrituale der Zeit um 100 v. Chr. Die Kelten bestatteten ihre Toten nicht nur in zwei Nekropolen ausserhalb der Siedlung, sondern auch innerhalb der Wohnzone. Momentan sind im ehemaligen Rheinhafen, dem Südteil der Siedlung Ausgrabungen im Gange. In einer mit Schutt aufgefüllten Grube, direkt neben Häusern und Werkstätten, entdeckten die Archäologen einen menschlichen Schädel. Mit Abfällen gelangten immer wieder Schädel und menschliche Knochen, manchmal mit Schnittspuren, in die Erde. Der Umgang mit Leichen zeugt von komplexen Totenritualen, denen die Basler Archäologen mit einem vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützten Forschungsprojekt auf die Spur kommen wollen.

Die spätkeltische Siedlung Basel-Gasfabrik ist vor 100 Jahren von Karl Stehlin entdeckt worden. Damals wie heute befindet sich die Fundstelle in einer der am intensivsten genutzten Zonen Basels. Heute entstehen dort der Novartis-Campus und eine Rheinuferpromenade. Während der letzten 20 Jahre musste die Archäologische Bodenforschung eine Rettungsgrabung nach der anderen durchführen. Die „alte Gasfabrik“ ist mittlerweile eine der am besten untersuchten spätkeltischen Fundstellen Mitteleuropas. Bisher wurden weit mehr als eine Million Objekte aus keltischer Zeit gefunden. Kurz vor dem Abschluss stehen die Freilegungsarbeiten eines spektakulären Opferfundes, bestehend aus Metall- und Keramikgefässen, Zaumzeug und Schmuck.

Eine zum 100-jährigen Jubiläum im Christoph Merian Verlag erschienene Publikation bietet nun einen ersten umfassenden Überblick über die Erkenntnisse dieser Forschungstätigkeit. Sie beschreibt das Wohnen und Arbeiten in der Siedlung sowie stellt die Totenrituale vor. Das Nebeneinander von Wohn-, Handels- und Wirtschaftsplatz zusammen mit den Nekropolen gewährt einen einzigartigen, wissenschaftlich fundierten Einblick in eine längst untergegangene Welt. Nebst den faszinierenden Erkenntnissen der Archäologen stellt die Publikation aber auch anhand bisher unpublizierter Fotografien wissenschaftsgeschichtliche Entwicklungen im Bereich der Bodenforschung dar. Ein Katalogteil präsentiert zudem spannende Fundgegenstände, die kleine, lustige, traurige und überraschende Geschichten erzählen.

Publikation:
Archäologische Bodenforschung Basel-Stadt (Hg.)
Yolanda Hecht, Andreas Niederhäuser
ALLTAGSKULTUR UND TOTENRITUALE DER KELTEN
Ein Siedlungszentrum am Oberrhein um 100 v. Chr.
116 Seiten, 100 meist farbige Abbildungen
gebunden, mit Schutzumschlag, 21 x 27 cm
Deutsch/Englisch
CHF 35.– / € 28,–
ISBN 978-3-85616-540-6
© 2011 Christoph Merian Verlag, Basel

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