Durch über 40 aktuelle Stücke von diesseits und jenseits des Röstigrabens haben sich der Kritiker Andreas Kläui und die Dramaturgin Veronika Sellier hindurch gearbeitet, um ihre 14 Favoriten zu ermitteln. In einer szenischen Installation, die das Publikum durch alle möglichen und unmöglichen Räume des Schauspielhauses führen wird, werden die Texte von Schauspielerinnen und Schauspielern des Theater Basel-Ensembles in Ausschnitten vorgestellt.Stück Labor Basel. Werkstatttage Schweizer Dramatik
Veronika Sellier, intime Kennerin der Westschweizer Theaterszene, nominierte sieben Texte, die die ganze stilistische und thematische Bandbreite zeitgenössischer Dramatik aus der Romandie (teils in deutschen Übersetzungen, teils in Originalsprache) spiegeln. Antoine Jaccoud, der als Drehbuchautor des preisgekrönten Filmes „Home“ von Ursula Meier einem breiteren Publikum bekannt wurde, ist mit dem monströs-komischen Monolog „Ich bin der Mann von Lolo“ vertreten. „Mutter und Kind sind wohlauf“ von Olivier Chiacchiari war bereits im Vorstadttheater in der Reihe primadrama zu sehen. Jacques Probst schwebendes Sprachkunstwerk „Tanz auf dem Schnee“ steht neben Mathieu Bertholets historischem Drama über den Erfinder des Giftgases „Farben“ auf dem Programm. Mit Jérome Richers „La Naissance de la Violence“ über die Geschichte der Roten Brigaden und Antoinette Rychners Schilderung des Lebens im Drogensumpf „La Vie Pour Rire“ werden zwei explizit gesellschaftskritische Texte vorgestellt. Und zuguterletzt nahm Veronika Sellier die in der Romandie viel gespielte Autorin Marielle Pinsard in ihre „Best of“-Liste auf.
Andreas Kläui wählte aus der deutschsprachigen Schweiz bekannte Namen ebenso aus wie Geheimtipps und Entdeckungen. Neben „Stars“ der Szene wie Lukas Bärfuss („Amygdala“, jüngst am Thalia Theater Hamburg uraufgeführt), Gerhard Meister („Amerika“), Andri Beyeler („Mondscheiner“) und Reto Finger („Vorstellungen und Instinkte“) sind Ausschnitte aus Simon Froehlings Stück „gibt sie antwort, atmet er“ und Lorenz Langeneggers „Nah und hoch hinaus“, die sensible Schilderung einer disparaten Vater-Tochter-Beziehung, zu sehen. Und last but not least nominierte Kläui Lisa Stadlers Stück „Halbkontakt“ für den Stückparcours, in dem eine scheinbar harmonische Beziehung durch eine Stalkerin existentiell gefährdet wird.
Nina Gühlstorff, die als künstlerische Leiterin des Stückparcours verantwortlich zeichnet, führt das Publikum durch die „Eingeweide“ des Schauspielhauses – entlang der allgegenwärtigen Fluchtwegmarkierungen, die die ironische Frage aufwerfen, welches Sicherheitsdispositiv für neue Dramatik gilt.
Stückparcours: Fluchtwege. Eine szenische Installation
6. Juni 2009, 11.00 – 17.00 Uhr in den Räumen des Schauspielhauses
Künstlerische Einrichtung: Nina Gühlstorff
Ausstattung: Jean Marc Desbonnets
Szenische Einrichtungen: Petra Barcal, Mathieu Bertholet, Tumasch Clalüna, Nina Gühlstorff, Susanne Heising, Steve Karier, Elias Perrig, Daniel Theuring
Dramaturgie: Martina Grohmann/Julie Paucker
Mitwirkende: Carina Braunschmidt, Inga Eickemeier, Miriam Japp, Chantal LeMoign, Isabelle Menke, Carolin Schär, Nicola Weisse, Andrea Bettini, Thomas Douglas, Martin Engler, Steve Karier, Lorenz Nufer, Jörg Schröder, Peter Schröder, Bastian Semm u. a.
Kontakt: Peter-Jakob Kelting, info@stücklaborbasel.ch