Mittwoch, 14. Dezember 2011
Erkenntnisreiche Arbeiten: Henri Matisse «Acanthes»
Der Restaurator im Restaurierungsatelier vor Henri Matisse’ Acanthes, 1953, Kohle, ausgeschnittene Papiere, mit Gouache bemalt, auf Papier auf Leinwand, 311 x 350,5 cm, Fondation Beyeler, Riehen / Basel, © 2011 Succession Henri Matisse / ProLitteris, Zürich
Riehen.- Die Fondation Beyeler arbeitet in Kooperation mit dem Kunstversicherer Nationale Suisse an einem umfangreichen, auf die Dauer von drei Jahren angelegten Restaurierungsprojekt (bis 2012). Ziel ist die wissenschaftliche Erforschung, Konservierung und Restaurierung von Henri Matisse’ Acanthes (1953, 311 x 350,5 cm), einem Hauptwerk aus der Serie seiner grossformatigen «Papiers découpés». Im einsehbaren Restaurierungsatelier im Souterrain der Fondation Beyeler konnten die Arbeiten bereits von Hunderttausenden Besuchern mitverfolgt werden. Das Restaurierungsprojekt Fondation Beyeler – Nationale Suisse Conservation Project 2009–2012: Henri Matisse »Acanthes« wird von 2009 bis 2012 durchgeführt.Das Projekt wird von den Restauratoren Markus Gross und Stephan Lohrengel und dem Kurator Ulf Küster betreut.
Im zweiten Projektjahr wurde auf der Basis von umfangreichen Untersuchungen ein Konservierungs- und Restaurierungskonzept erstellt. Der komplexe, mehrschichtige Bildaufbau, den es zu stabilisieren gilt, wurde untersucht. Neue Forschungsergebnisse zum Entstehungsprozess konnten durch die Rekonstruktion eines «Papier découpé» im Restaurierungsatelier gewonnen werden. Wichtige Hinweise lieferte auch die Auswertung von Literatur und Bildmaterial sowie computerbasierten Darstellungen. Reisen führten das Restaurierungsteam zu Vergleichswerken in die USA und Grossbritannien und ermöglichten den Austausch mit internationalen Fachkräften.
Der Bildaufbau
Der Bildaufbau der für das Spätwerk von Henri Matisse charakteristischen «Papiers découpés» besteht aus einer sichtbaren farbigen Bildkomposition sowie einem mehrschichtigen Trägersystem. Beim Werk Acanthes (1953) lassen sich 13 verschiedene Schichten nachweisen, wovon lediglich die Hälfte auf der Bildseite zu erkennen ist. Das mit farbiger Gouache bemalte und von Matisse zu Formen ausgeschnittene Papier, die Kohlelinien sowie das Hintergrundpapier stammen aus dem Atelier des Künstlers in Nizza. Während der Montierung von Acanthes auf Leinwand in Paris wurden der Keilrahmen und das Gewebe, das Kraftpapier sowie die Klebstoffe hinzugefügt. Darüber hinaus wurde das Hintergrundpapier zweifach mit weisser Gouache bemalt.
Rekonstruktion eines «Papier découpé»
Ein wichtiges Moment des Restaurierungsprojekts war die Nachstellung aller Arbeitsschritte bei der Entstehung eines Papier découpé. Hier konnten wichtige Hinweise gewonnen werden. So sind beispielsweise Spuren, die am Werk gefunden wurden, zu einem grossen Teil auf das Arbeiten im Atelier sowie die anschliessende Montierung zurückzuführen. Auch die Fragen zu technischen Details – etwa zu den um die Formen herum nachweisbaren Klebespuren oder zur Aufspannung auf den Keilrahmen – liessen sich beantworten.
Forschung und Dokumentation
Zu Beginn des Projekts stand die umfangreiche Sichtung und die Auswertung von Literatur, Foto- und Archivmaterial. Dadurch konnten wichtige Hinweise zur Ausstellunggeschichte, Veränderungen im Zustand, Provenienz und unterschiedliche Präsentationsformen von Acanthes gewonnen werden.
Besonders wichtig war der Fund einer Fotografie von 1953, die Acanthes im Atelier von Matisse in Nizza zeigt. Aufgrund der Fotografie konnten die technologischen Untersuchungen bestätigt werden. Die applizierten Kohlelinien und die Fixierung des Hintergrundpapiers an der Wand mit Nägeln sind auf dem Bild deutlich zu erkennen.
Reisen zu Vergleichswerken
Das Restauratorenteam unternahm 2011 drei Reisen: in die Tate Modern nach London, dann in das Museum of Modern Art (MoMA), New York, und die National Gallery of Art, Washington, DC, sowie in das Hammer Museum, Los Angeles, und das Los Angeles County Museum of Art (LACMA). Diese wichtigen Museumspartner besitzen bedeutende grossformatige Papiers découpés. Das Hammer Museum verfügt mit La gerbe über ein Werk, das sehr grosse Ähnlichkeiten mit Acanthes aufweist. Es entstand ebenfalls 1953, wohl in unmittelbarem Zusammenhang mit Acanthes. Es ist fast gleich gross und hat ebenfalls einen weiss bemalten Hintergrund.
Bei den Reisen konnten die vergleichbaren Herausforderungen hinsichtlich der Konservierung und Restaurierung mit den dortigen Restauratoren und Kuratoren diskutiert werden.
Zustand
Nach intensiver technologischer Untersuchung und Sichtung von über 40 Vergleichswerken zeigt sich, dass Acanthes in einem gutem Erhaltungszustand ist. Sichtbare Beschädigungen wie kleine Risse, sich ablösende Papierbereiche und infolge älterer Restaurierungsmassnahmen entstandene Verfärbungen sind überwiegend im Randbereich festzustellen. Ursache sind frühere Transporte und Ausleihen, bei denen das Werk vom Keilrahmen abgenommen wurde.
Aktuell
Momentan werden erste konservatorische Arbeiten durchgeführt. Dazu wurde Acanthes auf einen grossen Arbeitstisch im einsehbaren Restaurierungsatelier gelegt, so dass die Restauratoren Festigungen des Papiers, Reinigungen und partielle kleinere Retuschen durchführen können.
Fondation Beyeler,
Baselstrasse 77,
CH-4125 Riehen
www.fondationbeyeler.ch
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