Lörrach.- Wie wäre es mal wieder mit einem Burgstpaziergang am Wochenende? Wir hätten da einen Tipp: Baumaßnahmen rund um die Burg Rötteln am Ostrand der Unterburg haben nämlich interessante neue Erkenntnisse zur historischen Neudatierung. Die Baubegleitung eines Archäologen sicherte Fundstücke und förderte die damit verbundene Erkenntnis zu Tage, dass Teile der Burg bereits in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts entstanden sind. Der Baubeginn ist um etwa 100 bis 150 Jahre zeitlich vorzuverlegen und fällt damit in die Zeit der Herren von Rötteln. Bisher galt die Errichtung der Unterburg als Maßnahme des nachfolgenden Markgrafen von Hachberg-Sausenberg.Dies hat die Lörracher Stadtverwaltung mitgeteilt.
Den Abbruch der Ringmauer der Vorburg begleitete der Archäologe Dr. Heiko Wagner, welcher mit seinem Fachwissen die Fundstücke den entsprechenden Epochen zuordnete. So deuten beispielsweise zwei Keramikscherben aus dem 12. oder eher frühen 13. Jahrhundert auf einen neuen Bauzeitpunkt. Die Scherben sind als „frischer Abfall“ zu interpretieren, der damals während oder kurz vor dem Bau der Ringmauer der Unterburg angefallen ist. Damit wurden nachweislich Teile der Ringmauer bereits im frühen oder mittleren 13. Jahrhundert erbaut und die Gründung der Vorburg erfolgte etwa 100 bis 150 Jahre früher.
Bei den Erdarbeiten kamen die Umfassungswände eines großen Kellerraums im Innern der Unterburg zutage. Das zugehörige Gebäude wurde jedoch bereits im Mittelalter oder in der frühen Neuzeit wieder abgebrochen und der Keller verfüllt. Darüber lagen die Fundamente späterer Bebbauung ohne Keller. Die bisherige Bauphase der Unterburg datierten Experten in das 14. oder 15. Jahrhundert, gemäß der Ersterwähnung der Unterburg im Jahre 1409. Nun fällt der Bau in den Herrschaftszeitraum der Herren von Rötteln, die bis 1316 die Geschicke bestimmten. Die Geschichtsschreiber gingen bisher davon aus, die nachfolgenden Markgrafen von Hachberg-Sausenberg seien die Bauherren der Unterburg.
Die Neudatierung der Unterburg bietet neue Deutungsansätze rund um die Geschichte der Burg Rötteln, denn der Bau der Unterburg überschneidet sich mit der größten Machtentfaltung der Herren von Rötteln. Schließlich stellten die Herren von Rötteln in Person von Liutold I. zwischen 1238 und 1248 den Bischof von Basel. Mit ihm könnte jener Bauherr der Unterburg gefunden sein, der seine Stammburg vor der Bischofswahl oder danach ausbaute und sich ein für das Amt angemessenes Bauwerk schuf. Die zweite Möglichkeit bezieht Konrad I. von Rötteln ein, der vielleicht in den Jahren seiner Burgherrschaft zwischen 1229 und 1259 den Ausbau verantwortete, um langfristig den Aufstieg seiner Familie zu unterstreichen.
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